Flexi

Die Geschichte unserer Hündin Flexi schreibe ich hier stellvertretend für die vieler, älterer Hunde in Tierheimen, die nur auf Grund des Alters und vllt. einiger Gebrechen keiner mehr will.

Oft  bleiben sie bis zu ihrem Lebensende dort und haben nichts verschuldet.

Ursprünglich hatten wir nach einem kleinen Hund für meinen Opa gesucht. Er lebte bei uns im Haus, war aber oft allein wenn wir arbeiteten. Wir hatten das gut durchdacht und wollten ihn dann immer mit zum Gassi mit unserem Hund nehmen.

Also suchten wir einen älteren kleinen Hund, verräglich mit anderen Hunden und freundlich.

 

 

Kurz darauf fuhren wir ins Tierheim Rheinfelden. Ein kleiner Boxermix sollte dort sitzen, schon älter und ausgesetzt.

Als wir vor dem Zwinger standen war sofort klar: Der Hund war alles andere als klein. Eine imposante Boxerhündin vom alten Schlag. 40kg. Dennoch holten wir sie zum Laufen ab. Unsere Dobermannmixhündin (5Monate) liebte sie sofort, auch die Boxerhündin hatte Muttergefühle.

 

Bei näherem Hinsehen war sie in sehr schlechtem Zustand. Ca. 10Jahre als. Stark abgeschliffene Zähne, ein Tumor in der Wange, der sie beim Kauen behinderte. Ein Sprunggelenk doppelt so dick wie das andere (Arthrose). Das Zahnfleisch übder die Zähne gewachsen, struppiges Fell und verfärbte Zähne. Frohr draussen. Trübe Augen und verdickte Zitzen/ Mastitis. Zudem hatte sie jemand an einer Bank angebunden, im Schnee.

 

Trotz allem strahlte sie Stärke aus. Sie wollte beim Gassi gehen alles richtig machen, lief nur Fuss, folgte aufs Wort.

 

Man muss kein Genie sein um zu wissen, dass alte, grosse Hunde kaum Vermittlungschancen haben, vor allem mit Vorerkrankungen.

 

Nach unserem Spaziergang wirkte sie traurig. Sie musste in den Zwinger zurück. Sie bellte uns nach als wir wegliefen.

 

Kurzerhand sagten wir dem Personal, dass wir sie adoptieren wollen. Man sagte uns, dass wir eine Woche mit ihr Laufen müssten, um zu sehen ob es passt. Sie freute sich jedesmal sehr und auch unsere Junghündin freute sich.

 

Wir brachten ihr Spielzeug und einen Mantel fürs Gassi mit, es hatte Schnee draußen. Einmal nahmen wir sie im Auto mit nach Hause. Die Autofahrt freute sie sehr. In der Wohnung ging sie gleich in den Hundekorb und schlief tief ein. Etwas später fing sie im Hof gleich an auf den Zaun aufzupassen.

 

Zwei Tage später war es soweit. Die Hündin zog zu uns. Im Internet hatte ich nach Anzeigen gesucht, in welchen Boxer verkauft wurden in der Hoffnung Infos zu dem Hund zu bekommen. Tatsächlich wurde ich fündig und ca. Ein Jahr bis 3 Wochen bevor sie ausgesetzt wurde wurde immer wieder eine Hündin namens "Fexi" angeboten. Aus Rheinfelden. Leider war die Anzeige abgelaufen und nicht mehr zurückverfolgbar.

Als wir die Hündin mit dem Namen angesprochen haben, hat sie sofort reagiert. Auch beherrschte sie alle Befehle die in der Anzeige beschrieben waren.

Sie hatte eine Schutzhundeausbildung, verstand alle Befehle nur auf französich, vermutlich war ihr Leben lang mit ihr gezüchtet worden. Als sie dann zu alt war wurde sie entsorgt.

 

Glück für sie und uns.

 

In der ersten Woche gingen wir zum Tierarzt. Die Wucherung in der Wange wurde entfernt, die Zähne gemacht. Sie bekam ein Nahrungsergänzungsmittel wegen der Arthrose.

 

In den ersten Wochen schlief sie schlecht, hatte Albträume, rannte und bellte im Schlaf. Am Tg gehorchte sie nur, lief immer fuß, in der Wohung suchte sie den Korb auf. Sie aß nicht einmal ohne Erlaubnis.

Gehorsame Hunge sind etwas wichtiges aber auf keinen Fall sollte es so sein, dass sie nur noch funktionieren und sich nicht einmal mehr trauen Hundesachen zu machen.

 

Nach drei Wochen hatten wir Urlaub. Wir fuhren mit dem VW Bus und den Hunden an den Bodensee. Nachts war es noch sehr kalt. Irgendwann in der ersten Nacht war klar, der Boden ist auch mit Standheizung und Körbchen und Frauchens Decke zu kalt für einen alten Hund. So beschlossen wir dass sie zu uns und zum Welpen auf die Liegefläche kommen sollte.

 

Am Anfang hatte sie große Angst, kam aber natürlich, gehorsam wie sie war, dem Befehl nach. Ihrem Verhalten nach war sie in ihrem "ersten Leben" dafür gestraft worden erhöhte Punkte aufzusuchen. Trotz des Stresses und der Angst konnte sie sich irgendwann am Rand, neben den anderen Hund gekuschelt entspannen und einschlafen.

Seit dieser Nacht hatte sie keine Angst mehr davor im Bett oder auf dem Sofa oder ihrem Sessel zu schlafen. Auch so wurde sie in der Woche Urlaub entspannter. Sie schien nun darauf vertrauen zu können dass ihr nichts passiert.

 

Wir stellten die Ernährung vom Dosenfutter auf Frischfleisch um. Rohes Fleisch und Knochen wirkt wie ein Antidepressivum auf ältere Hunde. Sie zeigte immer mehr Hundeverhalten wie schnüffeln, buddeln, sie traute sich sogar sich in stinkenden Dingen auf Spaziergängen zu wälzen. Dennoch gehorchte sie immer gut. Sie kam auch gerne zu mir in die Hängematte oder auf den Schoss.

 

Nach etwa einem halben Jahr bei uns erkrankte sie an einem vestibulären Syndrom. Dies äußert sich in starken Gleichgewichtsstörungen und Übelkeit. Wir hofften zusammen mit dem Tierarzt, dass sich ihn Zustand wieder bessern würde. Beim Gassi gehen stützte ich sie beim Gehen mit einem Geschirr, denn Zuhause bleiben wollte sie nicht. Die Treppen trugen wir sie.

 

Nach drei Tagen erholte sie sich. Hatte keinerlei Probleme mehr. Wir waren alles sehr froh.

 

Sie verbrachte viel Zeit im Hof und bewachte diesen, nachts kam sie aber immer mit ins Haus. Sie schwamm gerne, auch im Rhein und als die Kraft nachließ bekam sie eine Schwimmweste, damit sie im Sommer trotzdem noch mit uns schwimmen gehen konnte. Sie spielte gerne Ball, auch mit der Ballschleuder, sie fand den Rasensprenger toll, rannte und war fröhlich.

 

Trotz ihrer dominanten Art war sie stets freundlich, auch zu meinem über achzig jährigen Opa. Als dieser ins Krankenhaus musste und schließlich verstarb suchte sie ihn noch oft in seiner Wohung.

 

Sie liebte Kinder, egal ob Mensch oder Tier, auch einem kleinen Ziegengizzi schenkte sie ihr Herz und putzte es, das Kleine ging auch oft von allein zu ihr hin.

 

Wir durften 2,5 Jahre mit dieser wundervollen, charakterstarken und dennoch braven Hündin verbringen. Trotz allem was sie vermutlich hat erleiden müssen war sie uns stets eine treue Freundin und immer bemüht. Sie konnte noch zweimal mit uns ans Meer fahren. Eindeutig war das Meer ihr liebster Ort. Leider konnten wir in unserem Urlaub kurz vor ihrem Tod nicht mehr mit ihr dorthin fahren, sie war schon zu schwach. Drei Wochen vor ihrem Tod holten wir einen kleinen Boxermixwelpen in unsere Rudel dazu. Dies erfreute sie extrem. Sie hatte bestimmt in ihrem Leben sehr viele Welpen, aber dieser würde nicht abgegeben werden.

Sie putzte und umsorgte den Kleinen so gut sie konnte und blühte richtig auf.

 

Leider mussten wir sie, nach kurzer schwerer Krankheit i m Mai 2015erlösen, da alle Medikamente und Bemühungen unserer Ärzte nicht mehr halfen. Sie litt an Krebs und, sah kaum noch und hörte nichts mehr. Für uns war klar, sie solange es für sie möglich war bei uns zu behalten und ihr alle Dinge zu ermöglichen die sie vorher gern getan hatte. Wir trugen sie die Treppen, gingen fast täglich zum Tierarzt, sie kam trotzdem in den Stall mit, lag dort aber im Körbchen, konnte immer noch kurze gassirunden machen. Da sie nur noch Geflügelfleisch mochte aber immer leicht abnahm, kochten wir ihr 5x täglich Geflügelfleisch, was sie gerne frass. Nach dem zweiten epileptischen Anfall und zunehmender Atemnot, die nicht mehr medikamentös beeinflusst werden konnte, verweigerte sie das Essen und wir entschieden mit dem Tierarzt, dass die Zeit gekommen war sie gehen zu lassen, bevor sie sich quälen würde.

 

Sie schlief in unseren Armen, friedlich beim Tierarzt ein und bekam im Garten ein schönes Grab.

Testament eines Hundes

Wenn Menschen sterben, machen sie ein Testament, um ihr Heim und alles, was sie haben, denen zu hinterlassen, die sie lieben.

Ich würde auch solch ein Testament machen, wenn ich schreiben könnte. Einem armen, sehnsuchtsvollen, einsamen Streuner würde ich mein glückliches Zuhause hinterlassen, meinen Napf, mein kuscheliges Bett, mein weiches Kissen, mein Spielzeug und den so geliebten Schoß, die sanft streichelnde Hand, die liebevolle Stimme, den Platz, den ich in jemandes Herzen hatte, die Liebe, die mir zu guter Letzt zu einem friedlichen und schmerzfreien Ende helfen wird, gehalten im liebenden Arm.

Wenn ich einmal sterbe, dann sag bitte nicht: "Nie wieder werde ich einen Hund haben, der Verlust tut viel zu weh!"

Such Dir einen einsamen, ungeliebten Hund aus und gib ihm meinen Platz. Das ist mein Erbe.

Die Liebe, die ich zurücklasse, ist alles, was ich geben kann

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Christian und Kathrin Schindler

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